Die Geschichte der St. Hubertus Schützengilde Büngern von 1700

Vorwort

Ein herausragendes Ereignis in der Ära der St Hubertus Schützengilde Büngem war sicherlich die Fahnenweihe im Jahre 1960.

Zu diesem Anlaß wurde seinerzeit eine Festschrift herausgegeben, in der eine Chronik der Gemeinde Büngem verfasst ist, deren Inhalt hier noch mal ins Bewusstsein gebracht werden soll.

Chronik der Gemeinde Büngern

 

Über die Vergangenheit von Büngern ist wenig bekannt. In einem Bericht über das ehemalige Kloster Marienfrede bei Dingden im Staatsarchiv in Düsseldorf heißt es u. a. Am Isselufer eine alte römische Spähburg zur Sicherung des Isselüberganges an der Straße von Xanten nach den Hohenhorster Bergen. Ferner eine römische Spähburg auf dem Spöllberg in Büngern zur Sicherung der Aaniederung von Bocholt bis Rhede. (Siehe Heimatkalender 1955 Seite 80). Als die Römer aus dem Lande vertrieben wurden ist dort wahrscheinlich eine altgermanische Kultstätte errichtet worden. Als nun das Christentum hier eingeführt wurde, hat man dort wo unsere Vorfahren ihren heidnischen Gott verehrten, das Kreuz des Christentums hingesetzt. Siehe Heimatkalender 1952, Seite 68. Eine sehr wichtige Mitteilung von einer erfolgten Verhandlung im Freigericht überliefert eine notariell beglaubigte Kopie im Pfarrarchiv zu Rhede.

Am 6. Oktober 1419 bekundet der Freigraf Werner Stock, daß auf seine Vorladung die sämtlichen Bauern von Büngern, nämlich Sander ten Updorpe, Hinrich ten Middeldorpe, Gerd Boesink, Johan ten Varwerke, Gerd ter Modeischen, Helmych Ebbying, Johan Gyinssinch, Gerd und Hinrik to Dalhuysen, Johan ten Nyenhues, Bernd ten Nyenhues, Tidde ten Kempeken, Rutger de Spillendreier, Herman to Honselen, Johan Rüpasch und Johan ter Howe über ihren rechten Leichenweg aus dem Günsych Kampe über das Gut Geesink, das Johan dem Copperschläger gehörte, Auskunft gegeben haben. Zeugen sind Henrick van Krechtinch, Henrick Tenkynch, Richter zu Bocholt. Näheres siehe Heft „Mün- sterland" Jahrgang 1920, Seife 246.

Die ältesten Namen von Bauerschaften und Höfen, die längst bestanden, ehe es Dörfer und Städte gab, haben uns die Güterverzeichnisse und Heberegister alter Klöster bewahrt. Für unsere Gegend sind besonders die Register des Klosters Werden an der Ruhr, der der Gründung des hl. Ludger (804), von der größten Bedeutung. Dieses Benediktinerstift hatte schon in ältester Zeit nicht nur in Friesland, der Heimat seines Stifters, sondern auch am Niederrhein und im ganzen Münsterlande einen außerordentlich großen, weitverstreuten Güterbesitz. Schon das älteste Urbar (Verzeichnis der Klöstereinkünfte und Güter) aus dem 10. Jahrhundert nennt eine Reihe von Bauerschaften aus unserer Gegend, die einem Hebeamte unterstanden, neben Longhere (Lankern) Hemi- dene (Hemden) Lauuik (Lowick) Burke (Borken) auch Bukheri. Darunter ist ganz bestimmt Büngern zu verstehen, da in den späteren Registern diese Bauerschaft zu dem späteren Abteihof Rhede gehörte.

Der Name Bukheri ist ähnlich gebildet wie Longhere; heri, here von hari bedeutet „scharfer, länglicher, kleiner Höhenzug", also ist Longhere - langer Höhenzug. Das buk in Bukheri hängt wohl mit dem niederdeutschen bukken - biegen, sich anlehnen zu sammen. Demnach bedeutet Bukheri eine Höhe, die sich anlehnt, hier an die breite Niederung der Aa, was vorzüglich der Lage der Bauerschaft entspricht.

Die Bezeichnung Hufe oder „opp de Huwe" im südlichen Teil von Büngern bedeutet eine Markeneinteilung oder eine gewisse Gebietsabgrenzung.

In der Gemeinde befinden sich 33 Bauernhöfe. Es sind meist mittlere Betriebe und befinden sich meist in Eigenbesitz. In den Jahren von 1949 bis 1950 wurde in unserer Gemeinde das Um- legungsverfahren durchgeführt. Wiesen, Felder, Wege und Wasserläufe wurden begradigt und der »vielfach zerstreute Besitz wurde zusammengelegt. Leider verschwanden auch viele schöne Baumgruppen, alte Wälle und Naturidylle. Im südlichen Teil der Gemeinde befinden sich noch schöne Tannenwälder und der größte Teil der Gemeinde hat das Aussehen einer münsterländi- schen Parklandschaft. Wohl keine Gemeinde im Amtsbezirk hat ihren bäuerlichen Charakter durch die Jahrhunderte hindurch so treu bewahrt wie Büngern.

Das sich ab dem Jahre 1960 auch in Büngem ein Struktuwechsel vollzogen hat und sich noch fortsetzt, ist unschwer zu erkennen. So konnte z.B. der Erhalt der Schule, wie übrigens in anderen Orten auch, nicht gesichert werden, da die neue Schulreform ein überregionales Konzept verfolgte.

Wie in anderen Regionen praktiziert, konnte das Schulgebäude in Büngem nicht für die Belange der Bürger gesichert werden. Hier befindet sich heute die „Büngem Technik", die aus kleinen Anfangen heraus, das heutige Bild der Gemeinde mitbestimmt.

Anfang der 60er Jahre siedelten sich hinter dem Schulgebäude fünf Familien an, die noch als Nebenerwerb Landwirtschaft nachweisen mussten. Eine Erweiterung des Siedlungsgeländes ist zwar momentan in der politischen Diskussion, eine Umsetzung aber noch in weiter Ferne, wenn nicht sogar unmöglich.

Auch im Bereich der Landwirtschaft sind in den letzten Jahren viele Veränderungen eingetreten. Einige Bauern haben umstrukturiert und die klassische Angebotspalette verlassen um neue Märkte zu erschließen. Die Milchwirtschaft nimmt einen immer geringer werdenden Stellenwert ein. Einige Landwirte betreiben ihre Hofstelle nur noch im Nebenerwerb.

Hoffen wir, das der letzte Satz aus der Chronik von 1960 nicht einige Jahrzehnte später schon keine Gültigkeit mehr hat und arbeiten wir daran, das die kleine Gemeinde Büngem durch Zusammenhalt, gerade auch im Schützenwesen, noch viele Jahre positiv erwähnt wird.

Abschrift des Schützenbuches des Schützenvereins Büngern
Abschrift durch Magda Hentschel, Oktober 1999 (Die Rechtschreibung wurde der heutigen Schreibweise angeglichen; die Zeichensetzung entspricht der des Originals.)

Urkunde des Schützenvereins Büngern.

Schlechte Wirtschaftslagen bedingen gar oft Änderungen bisheriger Veranstaltungen. Als solche Änderung wurde auch das Schützenfest der Gemeinde Büngern unterzogen, und zwar im Jahre 1929. Bevor nun die neue Einrichtung hier niedergeschrieben wird, soll erst die Feier dieses Festes vor dem Jahre 1929, in diesem Buche festgehalten werden, solange wie Erinnerungen zurückreichen.
Als älteste hier zu machende Aufzeichnung kommt wohl die in Betracht, von der die alten Leute erzählen, das man zu femer Zeit, vor 70 bis 100 Jahren, das Fest aus den Einnahmen, welche man erzielte, aus einem Stück Land im Bünger-Esch (Burland) und einen Kotten im östlichen Teil von Büngern, (Timpmann) frei feierte. Auch soll zu femer Zeit recht großartig gefeiert worden sein, wie die älteren Leute es von ihren Vätern berichtet worden ist. Für das Königspaar sei eine herrliche silberne Kette und dazu gehörenden schönen Silbersachen vorhanden gewesen, sowie sonstigen kostbaren Schmuck. Diese Wertgegenstände sollen später aus irgendeinem Grunde, dem Bildnis der Himmelskönigin in der alten Rheder Kirche geschenkt worden sein.
Nach der Überlieferung, hat eine Kette in späteren Jahren das Bild (Statue) der Hl. Maria geschmückt. Ob es sich aber um obige Königskette handelte, mag dahingestellt bleiben. In den 80er Jahren, des verflossenen Jahrhunderts wurde das Schützenfest mehrere Jahre auf dem Gute Updarp abgehalten. Hier soll es an großzügiger Veranstaltung seine Vorgänger noch bedeutend übeltroffen haben. Kirmesartiger Auftakt und äußerst starker Fremdenbesuch waren die Kennzeichen dieses Abschnittes und ein Zeichen ,dass es die damaligen Bewohner verstanden haben, das Fest schön zu gestalten. Das Vogelschießen wurde auf unbewohnter Heide erledigt, in einem Kamp, der seinen Namen davon erhalten hat und bis auf den heutigen Tag noch so genannt wird, nämlich der Stangenkamp. Vorgesetzte des Landwirtes Updarp wünschten das Fest nicht alljährlich aufseinen Hof zu behalten, und so wurde es meh rere Jahre von dem Landwirt Tetiedt übernommen.
Danach wünschten Vorgesetzte wieder, dass ihnen ein Wechsel angenehm sei. Scheinbar konnte sich keiner zu einer Aufnahme entschließen, und so kam es zu einer kurzen Pause, oder kleineren Feier und wechselte in schnellerer Folge von einem Landwirt zum anderen. Das Jungvolk war schwach vertreten in der Gemeinde zeitweilig und das brachte diese Erscheinung auch wohl hervor der etwas schwächeren Abwicklung, des Schützenfestes.
In der letzten Zeit war es wieder recht flott und in kürzerem oder längeren Zeitraum bei diesem oder jenem Landwirt. Aber der Einschlag einer Trübung lag doch über diesen Festen insofern, als Folge des Krieges die Unkosten und Ausgaben wegen der Teuerung immer mehr anschwollen. Es soll hier eben eingeflochten werden, das selbstverständlich während des langen Krieges das Fest ruhte und nach dem Kriege in Folge Geldentwertung und die dadurch hervorgerufene Verarmung des Volkes auf das Vogelschießen verzichtet werden mußte, um Geld einzusparen. Es drängte also zu einer Neuregelung um nicht das Interesse erlahmen zu lassen, oderden Bewohnern die Teilnahme zu verleiden. Und wo ein Wille ist, das ist auch ein Weg.
Und diese kam auf folgende Art zustande. Die Gildemeister für 1929 welches sind, Johann Wissing, Wilhelm Bielefeld, Wilhelm Ebbing und Heinrich Essing (genannt Buddemann) kamen zu folgendem Vorschlag, der von allen Landwirten in der Gemeinde gut geheißen wurde, welches sie durch ihre Unterzeichnung des Schriftstückes bewiesen und als rechtsgültig hierdurch anerkannten.

 

Dieses Schriftstück hat folgenden Wortlaut:

„Büngern, den 15. April 1929.

Urkunde des Schützenvereins von Büngern.

§ Die Unterzeichner dieses Schriftstückes verpflichten sich zu folgenden Bedingungen und zwar: Es wird beschlossen, das Schützenfest der Gemeinde Büngern bei den Landwirten der Gemeinde nach ausgegebenen Nummern, der Reihe nach zu feiern, indem bei Nr. l im Jahre 1929 angefangen wird, Nr. im Jahre 1930 usw.

§ 2 Ob die Räumlichkeiten des einzelnen Landwirtes der Größe genügen, darüber entscheidet der jeweilige Vorstand des Büngerschen Schützenvereins.

§ 3 Falls die Räume für zu klein befunden werden, sind von einem solchen Landwirt 10,— DM an den Verein zu zahlen, und das Schützenfest wird auf die nächstfolgende Nr. verlegt.

§ 4 Falls ein Haushaltungsvorstand in Büngern diese Bedingungen nicht anerkennt, und seine Unterschrift verweigert, ist er sowie seine Familienangehörigen von der Teilnahme am Schützenfest ausgeschlossen.

§ 5 Jeder Landwirt von Büngern hat seine Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, und muß auf jeden sonstigen Verdienst verzichten.

§ 6 Für angerichteten Schaden haftet der Verein.

Jubiläum 2000

300 Jahre Jubiläum 2000

Im Jahre 2000 fand auf der Wiese neben dem Hof Nienhaus Funke die Jubiläumsveranstaltung mit allen 11 Rheder Schützevereinen und dem Schützenverein aus Biemenhorst statt.

Beim Kaiserschiessen hatte Josef Frankemölle kurz vorher die Kaiserwürde errungen. Zur Kaiserin erwählte er sich Annette Essingholt.

 

Kaiser Frankemölle mit Kaiserin Essingholt
Oberst Nienhaus
Bürgermeister Mittag mit Ehrengästen
Die Schützenkette

Ab dem Jahre 1951 wurde es Brauchtum, das der Schützenkönig eine Plakette mit Gravur der Namen des Königspaares fertigen und als Andenken an die Kette anbringen ließ. Somit sind zur Zeit insgesamt 49 Plaketten vorhanden, die bis zum Jahre 1998 noch an einem Brustschild befestigt waren. Somit war es für den König eine Qual geworden, dieses Gewicht zu den offiziellen Anlässen tragen zu müssen. Außerdem bestand die Gefahr, das einzelne Stücke verloren gingen. Somit hatten wir uns entschlossen, die Plaketten an zwei Brustschildem zu befestigen. An dem neuen Schild wurden alle Ehrenzeichen der verstorbenen Könige aufgereiht. Diese Kette mit insgesamt 19 Abzeichen ist fortan in einen eigens dafür gefertigten Schaukasten während der Veranstaltungen zu bewundem.

Passend zum diesjährigen Jubiläum ist das bisher schlichte Brustschild mit Gravuren versehen worden. Unter anderem ist dort das Kaiserpaar von 1975 verewigt.

Kette mit den aktiven Königen
Kette mit den verstorbenen Königen
Fahne St. Hubertus Büngern

Die Fahne

Wie bereits auf der Geschichteseite erwähnt, wurde unsere Fahne im Jahr 1960 angeschafft und eingeweiht.

Durch die Hände vieler Fahnenoffiziere stolz getragen, war im Jahr 1997 der Zeitpunkt gekommen, wo eine Überarbeitung notwendig wurde. Der Zahn der Zeit hatte kräftig an dem hochwertigen Seidenstoff genagt.

Die aurwendige und kostenintensive Restaurierung wurde von der Fahnen- und Paramenten GmbH in Kevelaer vorgenommen und fiel zu unserer vollsten Zufriedenheit aus.

Unser Schmuckstück kann somit wieder viele Jahre zu festlichen Anlässen mitgeführt werden.

Fahnenvorderseite 1960
Fahnenrückseite
Ehrenmal St. Hubertus Büngern

Dieses Denkmal wurde im Jahre 1960 errichtet und eingeweiht. Nach längeren Querelen um den Standort, deren Diskussion schon im Jahre 1952 begann, wurde es am jetzigen Platz verwirklicht. Die Figur und die Namentafeln wurden vom Bildhauer Josef Krautwald aus Rheine geschaffen.

Der Entwurf, welcher auf der nebenan abgebildet ist, stammt von Werner Üffing und wurde 1952 gefertigt.